Wenn man eine Geschichte erzählen möchte, sollte man immer einen erzählerischen Rahmen setzen. Ort, Zeit und Atmosphäre entscheiden oft darüber, wie sehr wir uns mit einer Figur identifizieren und wie aufmerksam wir ihrer Geschichte folgen. Auch für Allgemeinwissen ist ein solch erzählerischer Rahmen bedeutsam, denn ohne Leitplanken und Wegweiser würden wir uns in den Milliarden Jahren der Erd- und den Millionen Jahren der Menschheitsgeschichte hilflos verlaufen. Erst in einem Kontext ergeben die meisten Dinge einen Sinn, und nur im Kontext ihrer Zeit erschließen sich die Überlegungen, Wünsche und Ideen all jener historischer Persönlichkeiten, die den Lauf der Geschichte nachhaltig veränderten.
Da sich viele Wissenshappen auf historische Begebenheiten beziehen und von einzigartigen Köpfen der Menschheitsgeschichte berichten, wird es Zeit, dass wir einen Schritt zurückgehen und einen Blick auf das große Ganze der Erdgeschichte werfen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, in welch winzigem Zeitabschnitt die Menschheitsgeschichte ihren Anfang und bisherigen Verlauf genommen hat. Und für diesen Rahmen begeben wir uns zunächst ganz an den Anfang: den Beginn von Zeit und Raum.
„Big Bang“ und der lange Weg ins Sein
Unabhängig von unserer Religion oder unserem persönlichen (Nicht-) Glauben können wir uns heutzutage in der Regel darauf einigen, dass der Ursprung allen Seins auf einen Punkt zurückzuführen ist: auf eine nahezu unbegreifliche Singularität und den sogenannten Urknall, bei dem vor ziemlich genau 13,8 Milliarden Jahren Zeit und Raum ihren Anfang nahmen und in dessen ersten Minuten die grundlegenden physikalischen Kräfte und 98% der Materie des heute bekannten Universums entstanden. Warum es diesen „Big Bang“ gab, was vorher existierte oder auch nicht, ob wir wirklich aus dem Nichts neu erschaffen wurden oder nur einem immer wiederkehrenden Kreislauf folgen, liegt außerhalb unserer Erkenntnis und lässt uns genügend Raum für Kreativität und grenzenloses Vorstellungsvermögen. Ihr könnt euch selbst aussuchen, welche der endlosen Theorien über den Ursprung unseres Universums euch am meisten zusagt.
Was wir jedoch wissen, ist Folgendes: Nach der Initialzündung des Urknalls musste das Leben (auf dem Planeten Erde) zunächst einen sehr langen, mühsamen und ziemlich leblosen Weg gehen, bis es vor ungefähr 3,8 Milliarden Jahren als Einzeller in der Ursuppe seinen Anfang nahm. Anhand geologischer Daten lässt sich die Entwicklung der Erde und des irdischen Lebens in vier großen Kapiteln nachzeichnen: den sogenannten Äonen.
Nach dem Feuer kommt das Leben – wenn auch recht primitiv
Den Anfang der Erdgeschichte bildet das Hadaikum (4,6 bis 4,0 Milliarden Jahre vor heute). In diesem Zeitabschnitt war die Erde nicht viel mehr als ein glühender Planet voller geschmolzenem Gestein, der von giftigen Gasen umgeben war. Diese Protoerde war kein angenehmer Ort, an dem Leben möglich gewesen wäre und ist durchaus mit unseren Vorstellungen der Hölle vergleichbar – wodurch das Hadaikum auch seinen Namen erhielt (abgeleitet vom griechischen Wort „Hades“). Das vielleicht aufregendste Ereignis dieses Zeitalters war vermutlich die Entstehung des Mondes, der vor ca. 4,5 Milliarden Jahren durch die Kollision der Protoerde mit dem Protoplaneten Theia entstand. Mit dem Abkühlen der Erdoberfläche und der Entstehung ihrer Kruste endete dieses erste große Zeitalter vor ca. 4 Milliarden Jahren.
Das nächste Äon der Erdgeschichte ist das sogenannte Archaikum (4,0 bis 2,5 Milliarden Jahre vor heute), in dessen Verlauf die Erde weiter abkühlte und sich die ersten Meere ausbildeten. In diesen Urozeanen entstand vor etwa 3,8 Milliarden Jahren schließlich das Leben in Form einfacher, einzelliger Organismen. Und da das griechische Wort „archaios“ so viel wie „ursprünglich“ bedeutet, erklärt sich mit dem Beginn des Lebens auch der Name dieses Äons. Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren begannen die primitiven Einzeller schließlich, die Umwelt durch die Produktion von Sauerstoff zu verändern und damit ein neues Erdzeitalter einzuläuten.
Von der Zelle zum Fossil – der Beginn des sichtbaren Lebens
Im sogenannten Proterozoikum (2,5 Milliarden bis 541 Millionen Jahre vor heute) begannen die einzelligen Lebensformen, Zellkerne zu bilden und sich zu ersten Zellverbänden zusammenzuschließen, wodurch sie den Übergang zu mehrzelligen Organismen vollzogen. Trotz dieses Entwicklungssprungs besaßen diese komplexeren Lebensformen kaum Skelette oder Schalen und hinterließen daher so gut wie keine Fossilien. Als Zeitalter des beginnenden tierischen Lebens erhielt diese Phase ihren Namen, der dem Griechischen „proteros“ („vorzeitig“) und „zôon“ („Lebewesen“) entstammt.
Mit dem Phanerozoikum (541 Millionen Jahre bis heute) nimmt die Geschichte des Lebens so richtig Fahrt auf: aus den primitiven Mehrzellern entwickelten sich explosionsartig unzählige Arten von Lebewesen, die nun auch sichtbare (griechisch: „phanerós“) Spuren in Form von Fossilien zurückließen. Doch dieses Leben entwickelte sich nicht geruhsam und ungestört, im Gegenteil: das Phanerozoikum ist eine Zeit der ungezügelten Artenexplosion – und des massenhaften Artensterbens, weshalb es auch in drei Abschnitte bzw. „Ären“ unterteilt wird: das Erdaltertum, das Erdmittelalter und die Erdneuzeit.
Leben und Sterben in Zeiten des Phanerozoikums
Das Leben im Erdaltertum (Paläozoikum, 541 Millionen bis 251,9 Millionen Jahre vor heute) fand zunächst in den Urozeanen unseres Planeten statt. Nachdem jedoch mehr und mehr Pflanzen die feste Erdoberfläche eroberten, wagten zunächst die Amphibien den Schritt ans Land, um schließlich Gesellschaft durch die Reptilien zu erhalten. Das erste Massensterben der Erdgeschichte setzte dieser Phase jedoch ein jähes Ende – vermutlich starben 90 Prozent der Arten aufgrund einer Eiszeit aus, die durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst worden sein könnte.
Das folgende Zeitalter, das Erdmittelalter (Mesozoikum, 251,9 Millionen bis 66 Millionen Jahre vor heute), brachte schließlich die Dinosaurier hervor, die knapp 200 Millionen Jahre lang ehrfurchtsgebietend über unseren Planeten herrschten. Doch auch diese Zeit endete mit einem Massensterben, dem zweiten der Erdgeschichte, das durch einen Meteoriteneinschlag vor ca. 65 Millionen Jahren ausgelöst wurde: aufgrund der durch den Einschlag aufgewirbelten Asche und Materie verdunkelte sich der Himmel, was wiederum das Erdklima drastisch und langfristig veränderte.
Des einen Freud ist des anderen Leid – der Siegeszug der Säugetiere
Die Gewinner des zweiten großen Massensterbens waren vornehmlich kleine Säugetiere, die sich dem neuen Klima am besten und schnellsten anpassen konnten. Ihre Entwicklung, darunter auch die unserer weit entfernten Vorfahren und letztlich des modernen Menschen, prägt schließlich die Erdneuzeit (Känozoikum, 66 Millionen Jahre bis heute), in der wir noch heute leben.
Der Mensch betritt die Bühne des Lebens also erst im Känozoikum, was erdgeschichtlich einer recht kurzen Zeitspanne entspricht. Doch natürlich waren wir nicht einfach da, so wie wir heute sind, auch wenn andere Quellen (wer bibelfest ist, weiß, was ich meine) vielleicht etwas anderes behaupten mögen. Die Entwicklung des Homo sapiens musste erst einem weitverzweigten Stammbaum folgen, dessen Äste in den meisten Fällen in einer Sackgasse endeten. Bis auf einen natürlich, ohne den wir selbst heute nicht existieren würden.
Doch für diesen verwirrenden Weg benötigen wir etwas mehr Zeit (ein paar Millionen Jahre, um genau zu sein), weshalb wir ihm im nächsten Wissenshappen folgen werden.
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Nachschlag?
Bryson, B. (2005). Eine kurze Geschichte von fast allem* (17. Auflage). München, Deutschland: Random House GmbH.
Bundeszentrale für politische Bildung (o.D.) Geschichte der Erde. Der Weg zur Menschenzeit. Abgerufen 07. Oktober 2023 von https://www.bpb.de/themen/umwelt/anthropozaen/256781/geschichte-der-erde-der-weg-zur-menschenzeit/
Paeger, J. (o.D.). Vom Urknall zum Universum. Abgerufen 07. Oktober 2023 von https://www.oekosystem-erde.de/html/universum-02.html
Südwestrundfunk (2015). Planet Schule: Die Erdzeitalter. Abgerufen 07. Oktober 2023 von https://www.planet-schule.de/mm/die-erde/Barrierefrei/pages/Wie_entstand_das_Leben.html#Die_Erdzeitalter
Wikipedia (2023). In Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Abgerufen 07. Oktober 2023 von https://de.wikipedia.org/wiki/Geologische_Zeitskala, https://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Geologie, https://de.wikipedia.org/wiki/Entstehung_der_Erde, https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84on_(Geologie), https://de.wikipedia.org/wiki/Mond
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Warum gibt es diesen Wissenshappen?
Die Geschehnisse der Menschheitsgeschichte sollten immer im Kontext ihrer jeweiligen Zeit betrachtet werden. Dabei vergessen wir jedoch oft den Blick auf das große Ganze: die Milliarden Jahre der Erdgeschichte als Rahmen unseres Seins. Denn das Leben begann nicht idyllisch im Garten Eden, und bis wir Menschen das Antlitz dieser Welt betraten, musste eine Vielzahl nahezu unmöglicher Ereignisse die passenden Bedingungen schaffen, die unser Dasein überhaupt erst ermöglichten. Um unsere Existenz und die Entwicklung der menschlichen Zivilisation würdigen zu können, sollten wir verstehen, welche Phasen der Zerstörung und des Neuanfangs unser Planet durchlaufen musste, um zu jenem irdischen Paradies zu werden, das wir heute unsere kosmische Heimat nennen dürfen.
Was sollte unbedingt verdaut werden?
Am Anfang war der Urknall – und dann kam lange nichts. Doch vor ca. 4,6 Milliarden Jahren nahm eine besondere Erfolgsgeschichte ihren Lauf: die Entwicklung der Erde und des irdischen Lebens. Im ersten Zeitabschnitt („Äon“) der Erdgeschichte ähnelte unser Planet mit seiner glühenden Gesteinshülle und giftigen Atmosphäre einer Hölle – weshalb es den Namen Hadaikum (Griechisch: „Hades“) erhielt. Nachdem die Erdkruste fester wurde, entstanden die ersten Urozeane, die zur Geburtsstätte der ersten primitiven Einzeller wurden, die diesem Äon seinen Namen verliehen: Archaikum (vom griechischen Wort „archaios“ für „ursprünglich“). Mit der beginnenden Produktion von Sauerstoff wurde das nächste Zeitalter, das Proterozoikum (Griechisch: „proteros“ für „vorzeitig“ und „zôon“ für „Lebewesen“), eingeläutet, in dem sich die primitiven Einzeller zu mehrzelligen Organismen weiterentwickelten. Im vierten und aktuellen Zeitalter, dem Phanerozoikum (Griechisch „phanerós“ für „sichtbar“) begann die Zeit des sichtbaren Lebens und der Artenvielfalt – und die Zeit der großen Massensterben, die dieses Äon in drei „Ären“ unterteilen: das Erdaltertum, das Erdmittelalter (in dem die Dinosaurier herrschten) und die Erdneuzeit, in der wir noch heute leben.
Disclaimer:
Der obenstehende Text wurde auf Grundlage der gelisteten Quellen erstellt, ist aber explizit unter Berücksichtigung der subjektiven Erkenntnisse, Vorlieben und dem persönlichen Verständnis der Autorin aufzufassen. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Ausarbeitung mit akademischen Anspruch, sondern um eine Zusammenfassung von Geschehnissen und Erzählungen nach individuellem Stil und Empfinden der Autorin. Ausnahmslos jeder Wissenshappen möchte Freude am Wissen schaffen, aber nicht als Fachliteratur verstanden werden. Über Anmerkungen, Ergänzungen, Lob oder Kritik freut sich die Autorin und lädt jeden Leser dazu ein, über die Kommentarfunktion Kontakt aufzunehmen.