Alle Jahre wieder… ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Notlage aus. So geschehen auch im August 2024, als steigende Infektionszahlen die globale Gesundheitsbehörde dazu veranlassten, eine weltweite Warnung vor den gefürchteten „Affenpocken“ auszusprechen. Spätestens seit der Covid-19-Pandemie wissen wir, was eine solche Meldung mit der Psyche der Menschen anrichten kann – zumeist nichts Gutes.
Die importierte Krankheit – wie die Pocken die Welt veränderten

CDC/ Fred Murphy, Smallpox virus, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Zunächst sollten wir die Begrifflichkeiten sauber trennen: Windpocken, Affenpocken oder einfach nur Pocken – klingt alles ähnlich, ist medizinisch aber grundverschieden. Während Windpocken durch Herpesviren verursacht werden und meist harmlos verlaufen, gehören die „echten“ Pocken (Variola major) ebenso wie Kuh- und Affenpocken zur Familie der Orthopockenviren. Mit einer geschätzten Sterblichkeitsrate von 30 % zählen die echten Pocken zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten der Menschheitsgeschichte: Hochansteckend, entstellend – und im schlimmsten Fall eine qualvolle Art zu sterben.
Die Pocken begleiteten die Menschheit über Jahrtausende. Genetische Untersuchungen deuten auf einen Ursprung vor 3.000 bis 4.000 Jahren hin. Im Laufe dieser Zeit starben vermutlich Milliarden Menschen an der Seuche – allein im 20. Jahrhundert waren es bis zu 500 Millionen. Kein Wunder, dass sie daher als eine der großen Geißeln der Menschheit gelten.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts erreichten die Pocken mit den europäischen Kolonialmächten auch Amerika. Und für die indigene Bevölkerung waren sie oft tödlicher als die Waffen der Eroberer: Bis zu 90 % starben schätzungsweise an der neuen Krankheit. Große Reiche wie die der Azteken und Inka zerbrachen nicht nur an der militärischer Gewalt, sondern auch an der viralen.
Die Erfindung aus dem Kuhstall – der Siegeszug der „Vakzine“
Einen Wendepunkt markiert das Jahr 1796, als der englische Landarzt Edward Jenner ein ungewöhnliches Experiment wagte: Er impfte einen Jungen mit Kuhpocken – und machte ihn damit immun gegen die echten Pocken. Seine Methode nannte er „Vakzination“, abgeleitet vom lateinischen vacca (Kuh). Eine medizinische Revolution begann, die Millionen Leben retten sollte.

Ernest Board [1], Jenner phipps 01 (cropped), gemeinfrei, Wikimedia Commons
Dennoch vergingen fast zwei Jahrhunderte, bis die Pocken endgültig besiegt wurden. 1978 starb die Britin Janet Parker als letzter offiziell dokumentierter Pockenfall aufgrund eines Laborunfalls in Birmingham (wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut doch beim passenden Wissenshappen vorbei). Zwei Jahre später erklärte die WHO die Krankheit für ausgerottet – ein historischer Meilenstein, möglich gemacht durch globale Impfkampagnen und medizinische Aufklärung.
Ganz verschwunden ist das Thema dennoch nicht. Seit 2022 rücken Mpox (früher als Affenpocken bekannt) – verstärkt in den Fokus. Die Krankheit verläuft meist mild, kann aber für immungeschwächte Menschen gefährlich werden, insbesondere die ansteckendere Variante „Klade Ib“. Im August 2024 schlug die WHO daher Alarm. Wie sich das Virus tatsächlich entwickelt, wird die Zeit zeigen müssen – denn allzu oft reagieren wir Menschen erst dann mit Vernunft, wenn uns die Geschichte ihre Lehren bereits erteilt hat.

CDC, Directors of Global Smallpox Eradication Program, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Nachschlag?
Doerfel, A. (2023, 11. Januar). Genomanalyse: Pocken plagen die Menschen bereits seit dem alten Ägypten. Abgerufen 03. Mai 2025 von https://www.spektrum.de/news/genomanalyse-pocken-plagen-menschen-bereits-seit-dem-alten-aegypten/2097579
Rohwedder, W. (2024, 21. August). Neue und alte Gerüchte zu Mpox. Abgerufen 03. Mai 2025 von https://www.tagesschau.de/faktenfinder/mpox-affenpocken-100.html
Viciano, A. (2020, 27. Juli). Viren gegen Wikinger. Abgerufen 03. Mai 2025 von https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/pocken-viren-1.4980636
Wikipedia (2025). Pocken. Abgerufen 03. Mai 2025 von https://de.wikipedia.org/wiki/Pocken
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