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Neues Format: Wissenssnack statt Wissenshappen!

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In den letzten Monaten hat sich privat so viel ereignet, dass ich kaum dazu komme, einmal tief Luft zu holen und durchzuatmen. Das Schreiben eines neuen Wissenshappens ist daher, entgegen allen guten Vorsätzen und mit blutendem Herzen, ein nahezu unmögliches Vorhaben.

Doch das Wissen und eure Freude daran sollen nicht in Vergessenheit geraten – und so möchte ich mich wöchentlich zumindest einem “Wissenssnack” widmen. Denn wie der Name verrät, ist ein Wissenssnack eine deutlich abgespeckte Variante des “Wissenshappen”, soll aber trotzdem spannende Fun Facts vermitteln und euch für Themen begeistern. Nur nicht als eigene Mahlzeit, sondern als schneller Stopp im Drive-In. Bis ich irgendwann wieder die Zeit für einen „echten“ Wissenshappen finde.

Und so starten wir nun in den ersten Wissenssnack über die Kreiszahl Pi und die nicht ganz unerhebliche Bedeutung ihrer Dezimalstellen.

Pi mal Daumen: Die sparsame Rundung

Jeder kennt sie, jeder hat sie irgendwann einmal auswendig gelernt – zumindest bis zur dritten Nachkommastelle: die Kreiszahl Pi. 3,1415926… und dann? Geht’s weiter. Und weiter. Und weiter. Denn Pi ist unendlich – eine irrationale Zahl, bei der selbst der Taschenrechner irgendwann kapituliert.

Formel zur Berechnung des Gesamthubraums für die Kfz-Steuer. KI-generierte Grafik.

Doch ausgerechnet das deutsche Finanzamt ließ sich bis 1988 von dieser mathematischen Ewigkeit nicht beeindrucken. Statt sich mit der tatsächlichen Länge von Pi zu beschäftigen, griff man beherzt zum Rotstift – und rundete Pi in einer Steuerformel kurzerhand auf 3,12. Der Grund? Praktikabilität, vermutlich, wenn auch für deutsche Behörden mehr als überraschend. Die Folge? Eine versehentliche Steuererleichterung.

Denn bei der Kalkulation der Kfz-Steuer führte die verkürzte Version von Pi zu einer fehlerhaften Berechnung der Größe des Hubraums – zur Freude der Autobesitzer, die prompt weniger Steuern zahlten.

In der Kürze liegt die Würze – doch nicht mehr bei der Steuer

Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Ab 1988 besann sich der Fiskus schließlich auf mathematische Tugenden und korrigierte den Wert auf 3,1416. Nicht Pi in seiner beeindruckenden Unendlichkeit, aber immerhin näher dran – und für Steuerzwecke, sowie die meisten Rechenoperationen, mehr als ausreichend. Selbst die NASA verwendet bei ihren Berechnungen bis zu fünfzehn Nachkommastellen, und die sollten schließlich wissen, was sie tun.

Wer sich jedoch mit vier bis fünfzehn Nachkommastellen nicht zufriedengibt, kann sich im sogenannten „Pi-Sport“ versuchen: Der inoffizielle Weltrekord liegt bei sagenhaften 100.000 Nachkommastellen, aufgestellt im Jahr 2006 – auswendig rezitiert, versteht sich. Der offizielle Guinness-Weltrekord hingegen ist etwas bodenständiger (aber immer noch völlig absurd) und liegt seit 2015 bei 70.000 korrekt aufgesagten Nachkommastellen.

An Pi, so sieht man, scheiden sich die Geister: Die einen mögen’s kurz, die anderen lang. Wie beim Wissenssnack also. Und ich bin sehr gespannt, ob ich euch für die neue Kürze begeistern kann!

P.S.: Wer es trotzdem lang mag, der sei auf mein Buch „Allgemeinwissen für Neugierige – Vom Urknall bis zur Neuzeit: Spannende Fakten aus einer Zeitreise durch Geschichte, Wissenschaft und Kultur“ verwiesen – der ausführlicheren Variante der Wissenshappen.

Nachschlag?

Bischoff, M. (2025, 14. März). Als Pi in Deutschland einen falschen Wert hatte. Abgerufen 20. April 2025 von https://www.spektrum.de/kolumne/pi-wurde-im-deutschen-gesetz-lange-auf-3-12-gerundet/2255623

Guiness World Records (2025). Most decimal places of Pi memorized. Abgerufen 20. April 2025 von https://www.guinnessworldrecords.com/world-records/most-pi-places-memorised

Wikipedia (2025). Hubraum. Abgerufen 20. April 2025 von https://de.wikipedia.org/wiki/Hubraum

Disclaimer:
Der obenstehende Text wurde auf Grundlage der gelisteten Quellen erstellt, ist aber explizit unter Berücksichtigung der subjektiven Erkenntnisse, Vorlieben und dem persönlichen Verständnis der Autorin aufzufassen. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Ausarbeitung mit akademischen Anspruch, sondern um eine Zusammenfassung von Geschehnissen und Erzählungen nach individuellem Stil und Empfinden der Autorin. Ausnahmslos jeder Wissenshappen möchte Freude am Wissen schaffen, aber nicht als Fachliteratur verstanden werden. Über Anmerkungen, Ergänzungen, Lob oder Kritik freut sich die Autorin und lädt jeden Leser dazu ein, per E-Mail Kontakt aufzunehmen.

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Schlagwörter: , Last modified: 20. April 2025