Dieses Jahr hat der Muttertag für mich eine ganz neue Bedeutung, denn vor ein paar Monaten bin ich selbst zum ersten Mal Mutter geworden. Was früher eine liebe Geste für die eigene Mutter war, ist nun ein Tag, an dem ich selbst beschenkt werden darf – zumindest theoretisch. Und in all dieser neuen Selbsterkenntnis habe ich mich zum ersten Mal mit der Geschichte des Muttertags auseinandergesetzt: Woher kommt dieser besondere Tag eigentlich? Und warum gibt es um ihn herum so viele Diskussionen und Missverständnisse?
Ein amerikanisches Produkt – Wirtschaftsfaktor „Muttertag“
Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass die Nazis den Muttertag erfunden haben. Doch tatsächlich geht die Idee auf die US-Amerikanerin Anna Marie Jarvis zurück. Sie initiierte 1907 einen Gedenktag für ihre verstorbene Mutter – als Zeichen der Wertschätzung und des Erinnerns. Nach Deutschland kam der Tag 1923, als der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber ihn als Marketingaktion einführte. Erst später, 1933, machten die Nationalsozialisten daraus ein staatlich propagiertes Fest, bei dem Frauen mit mindestens vier Kindern das sogenannte Mutterkreuz (zynisch „Karnickelorden“ genannt) erhielten.

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Der Muttertag hat einen festen Platz im Kalender: immer am zweiten Sonntag im Mai. Das Datum ist unabhängig von Ostern, kann aber zufällig mit Pfingstsonntag zusammenfallen. Und obwohl er heute oft als „Blumentag“ verschrien ist, steckt dahinter ein wirtschaftliches Schwergewicht: Für 2025 werden allein in Deutschland 1,08 Milliarden Euro Umsatz erwartet, 60 % davon für Blumen. Kein anderer Tag bringt den Floristen so viel ein – nicht einmal der Valentinstag.
Ost versus West – ein Tag zwischen Kapitalismus und Herzlichkeit
Die Nazis instrumentalisierten den Muttertag ab 1933 als Staatsfest, was sein Image lange prägte. Anders sah es in der DDR aus: Dort galt der Muttertag als „westlich-kapitalistisch“ und wurde durch den Internationalen Frauentag am 8. März ersetzt, der seit 2019 übrigens wieder als offizieller Feiertag in Berlin begangen wird. Erst nach der Wiedervereinigung fand der Muttertag flächendeckend zurück in den Kalender.

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Trotz seiner kommerziellen Überformung bleibt der Muttertag für viele ein Moment der Wertschätzung. Blumen, Pralinen und kleine Aufmerksamkeiten sind dabei nur Symbole für das, was eigentlich zählt: Dankbarkeit für die Menschen, die uns großgezogen haben.
In seiner Geschichte mag der Muttertag ein widersprüchliches Produkt darstellen, doch seine Botschaft bleibt unverändert: Ein Tag, um „Danke“ zu sagen. Natürlich ist er heutzutage überkommerzialisiert. Doch ganz ehrlich: Ein schöner Strauß Blumen – wenn auch maßlos überteuert – hat noch niemandem geschadet.
Nachschlag?
Paál, G. (o.D.). Ist der Muttertag eine Erfindung der Nazis? Abgerufen 11. Mai 2025 von https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/ist-der-muttertag-eine-erfindung-der-nazis-108.html
Focus online (2025, 10. Mai). Wann Muttertag 2025 ist und warum wir den Ehrentag der Mamas feiern. Abgerufen 11. Mai 2025 von https://www.focus.de/wissen/wann-muttertag-ist-und-warum-wir-den-ehrentag-fuer-die-mamas-feiern_id_193241689.html
Buchholz, O. & Lambert, R. (2024, 09. Mai). Kleine Feiertagskunde: Vatertag, Himmelfahrt, Muttertag, Pfingsten. Abgerufen 11. Mai 2025 von https://www.sr.de/sr/sr3/themen/panorama/kleine_feiertagskunde_mit_oliver_buchholz_100.html
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