Seit etwa einer Woche führen alle Wege nach Rom und zu einem besonderen Thema: Dem Tod des 88-jährigen Papstes Franziskus am Ostermontag, nur einen Tag nach seinem letzten Auftritt und dem berühmten Segen „Urbi et orbi“. Die weltweite Trauer über den Verlust des Heiligen Vaters ist groß – und gleichzeitig fiebern wir der Wahl seines Nachfolgers im berühmten Konklave entgegen.
Doch während wir gespannt abwarten und im Wettbüro auf den nächsten Pontifex Maximus tippen, stellt sich die Frage, welche Verantwortung das nächste Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche übernehmen wird, die nun während der spannungsgeladenen Sedisvakanz, also des finalen „out of office“ Status des Papstes, ruhen muss. Und hier findet sich eine exklusive Premiumaufgabe, die seit Jahrhunderten die Gemüter der Gläubigen bewegt: Die Heiligsprechung außerordentlicher Katholiken, die fortan verehrt und um Fürbitte angerufen werden dürfen.
Heiligsprechung leicht gemacht?
Heilig wird man nicht einfach so. Schon gar nicht in der römisch-katholischen Kirche, in der Heiligkeit streng geprüft, akribisch dokumentiert und am Ende persönlich vom Papst abgesegnet wird.
Was einst als volkstümliche Verehrung von lokalen Helden begann, denen die Vollbringung von Wundern nachgesagt wurde, entwickelte sich seit dem 12. und insbesondere 13. Jahrhundert zu einem exklusiven päpstlichen Monopol: Nur dem Bischof von Rom ist es gestattet, eine Person offiziell in den Stand der Heiligkeit zu erheben – ein Prozess, der als Kanonisation bekannt ist. Regionale Bischöfe hingegen dürfen höchstens die entscheidende Vorstufe der Seligsprechung anstoßen. Ab da übernimmt Rom, und das mit aller gebotenen Strenge.
Attavante, martirio dei sette fratelli ebrei, bibl ap vaticana bibbia ms. urb lat 2 f 174v, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Denn der Weg in den Himmel ist kein Spaziergang: Lediglich Märtyrer oder außergewöhnlich tugendhafte Verstorbene gelangen überhaupt in die engere Auswahl. Und selbst dann muss ein Wunder her, meistens eine medizinisch unerklärliche Heilung. Gutachten, Prüfungen und früher sogar der berühmte advocatus diaboli, der „Teufelsanwalt“ (eigentlich ein frommer, aber akribischer Kirchenanwalt), sorgen dafür, dass am Ende nur wirklich Überzeugende in den Heiligenkalender aufgenommen werden.
Inflation mal anders – Rekordhalter der Heiligsprechung
Pinturicchio, Pintoricchio 018 detail, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Und manchmal gibt es kein Halten mehr: Die beiden Päpste Johannes Paul II. (Amtszeit 1978 bis 2005) und Franziskus (Amtszeit 2013 bis 2025) haben zusammen mehr Heilige verkündet als alle ihre Vorgänger zusammen – über 1.400 an der Zahl. Doch warum gab es diese „Heiligeninflation“? Einerseits wurden große Gruppen kanonisiert, darunter die im Jahr 1480 hingerichteten 800 Märtyrer von Otranto. Andererseits verstand man es wohl auch als Antwort auf die zunehmend rationale, säkulare Moderne.
Die Märtyrer von Otranto waren nicht die Einzigen, die lange auf ihre Heiligsprechung warten mussten. Auch die Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098-1179) wurde erst im Jahr 2012 durch Papst Benedikt XVI. ohne offiziellen Prozess heiliggesprochen, da ihre Kanonisation wegen innerkirchlicher Kompetenzstreitigkeiten seit Jahrhunderten „verschwitzt” worden war.
anonym, Habemus Papam 1415, gemeinfrei, Wikimedia Commons
Doch trotz der himmlischen Fließbandproduktion der letzten fünf Jahrzehnte gilt weiterhin: Nur ein amtierender Papst darf heiligsprechen. Stirbt der Papst, ruhen alle Verfahren, bis ein Nachfolger gewählt ist. So muss derzeit auch die geplante Heiligsprechung von Carlo Acutis, dem mit 15 Jahren verstorbenen „Influencer Gottes“, bis auf unbestimmte Zeit warten.
Übrigens: Selbst ein verstorbener Papst wird keineswegs automatisch kanonisiert. Auch er muss sich dem vollen Prüfverfahren stellen. Denn am Ende gilt ganz bürokratisch: Zum Heiligen wir man nicht per Amt, sondern per Nachweis.
Nachschlag?
Schüppen, M. & Meurer, C. (2015, 01. März). Wie funktioniert eine Heiligsprechung? Abgerufen 26. April 2025 von https://www.katholisch.de/artikel/86-heiligsprechung
Bayerischer Rundfunk Redaktion Religion und Orientierung (2025, 24. April). Heiligsprechung vom “Influencer Gottes” verschoben. Abgerufen 26. April 2025 von https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/wegen-tod-von-papst-franzsikus-heiligsprechung-von-influencer-carlo-acutis-verschoben,UjBxadJ
Wikipedia (2025). Heiligsprechung. Abgerufen 26. April 2025 von https://de.wikipedia.org/wiki/Heiligsprechung
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