In vielen Fällen kennen wir nur einen Teil der Geschichte, und oftmals nicht den spannendsten oder überraschendsten. Ein populäres Beispiel für diese Annahme bietet die Geschichte des Penicillins, die oft nur im Ansatz oder Teilstücken bekannt ist. Auf die Frage nach dem Entdecker dieses Wundermedikaments, welches die Welt veränderte wie kaum eine medizinische Errungenschaft zuvor, wird die wohl häufigste Antwort „Alexander Fleming“ lauten. An sich ist diese Antwort korrekt – aber bei Weitem nicht vollständig.
Von Urlaubsrückkehrern und zufälligen Entdeckungen
Natürlich ist die Geschichte davon, wie Fleming im September 1928 aus dem Sommerurlaub in sein Londoner Labor zurückkehrte und in einer – in Eile zurückgelassenen – Petri-Schale Spuren eines bakterienvernichtenden Schimmelpilzes namens Penicillium notatum bzw. chrysogenum entdeckte, einprägsam und in Anbetracht ihrer Zufälligkeit und medizinischen Bedeutung umso beeindruckender. Doch mit Flemings Überraschung ist sie noch lange nicht beendet, und würde auch den mühsamen Arbeiten nachfolgender Forscherteams in den dunklen Zeiten des Zweiten Weltkrieges nicht gerecht werden.
Geheime Forschungsmission im Schatten des Zweiten Weltkrieges
Flemings Entdeckung kann zweifelsohne als einer der großartigen Zufälle der Menschheitsgeschichte betrachtet werden. Doch auch wenn Fleming selbst seine Erkenntnisse gewissenhaft dokumentierte und veröffentlichte, so erwähnte er nur ansatzweise die möglichen Implikationen für die medizinische Behandlung von Infektionskrankheiten. Die bloße Entdeckung des Schimmelpilzes an sich rettete somit noch keine Menschenleben und wäre fast unbeachtet geblieben. Erst Jahre später, im Sommer 1940, sollte einem deutsch-australischen Forscherteam um Ernst Chain und Howard Florey in Oxford erste bahnbrechende Erfolge mit der neuen Wundersubstanz gelingen: So konnten sie nicht nur in Tierversuchen die antibiotische Wirkung von Penicillium notatum nachweisen, sondern auch erste Verfahren zur Fermentierung des Schimmelpilzes entwickeln.
Doch die Herstellung von Penicillin war noch immer mühselig und mengenmäßig unzureichend. So konnte ein unglückseliger Infektions-Patient, der sich bei der Gartenarbeit an einer Rose verletzt hatte, zwar in einem ersten Menschenversuch erfolgreich behandelt werden, doch musste er nach einigen Tagen dennoch (die Analogie bietet sich an) ins Gras beißen, da die verfügbare Behandlungsmenge einfach zu gering war. Den Forschern ist kein Vorwurf zu machen – versuchten sie gar das Penicillin aus seinem Urin zu filtern und wiederzuverwenden. Chain und Florey mussten erkennen, dass die Forschungsmittel Großbritanniens mitten im Zweiten Weltkrieg nicht ausreichen würden, um das Mengenproblem lösen zu können, und wandten sich daher im Jahre 1941 hilfesuchend an US-amerikanische Kollegen sowie Vertreter der Pharmaindustrie.
Die vergammelte Wunderwaffe aus dem Supermarkt
Und was taten die Amerikaner? Sie lösten das Problem durch den Einsatz der Schwarmintelligenz (die – kaum zu glauben – auch vor Wikipedia bereits existierte). Da sie selbst zunächst keinen nennenswerten Durchbruch bei der Herstellung potenterer Penicillin-Mengen erzielen konnten, starteten sie eine beispiellose und geheime Suche nach der einen, magischen Schimmelspore und forderten Schimmel- und Bodenproben aus allen Ecken und Enden der (alliierten) Welt an.
Und eines Tages sollte wieder der Zufall in die Geschicke der Medizingeschichte eingreifen: Eine amerikanische Laborassistentin – aus demselben Institut, das die Suchaktion ausgerufen hatte – konnte beim Lebensmitteleinkauf dem goldenen Schimmer einer verschimmelten Zuckermelone nicht widerstehen und reichte diese als Probe ein. Wundersamerweise enthielt der Melonenschimmel eine Variante des bakterienvernichtenden Pilzes, die sich als deutlich potenter als alle Vorgänger herausstellte. Und diese geballte antibiotische Potenz konnte durch die Behandlung mit Röntgen- und UV-Strahlen schließlich zu einer Mutation weiterentwickelt werden, welche die Erzeugung der 1.000-fachen Penicillin-Menge ermöglichte. Nicht alle Mutation sind so bösartig, wie wir glauben – der Massenproduktion stand somit nichts mehr entgegen.
Der Melone selbst, der Mutter allen seit jenem Tage hergestellten Penicillins, sollte hingegen kein ehrenvolles Schicksal beschienen sein: Nach Entfernung des Schimmelpelzes wurde sie von Angestellten der Instituts gnadenlos verspeist.
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Nachschlag?
Bryson, B. (2019). Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers*. München, Deutschland: Goldmann Verlag.
Geo Chronik (2018, 24. September). Wie Alexander Fleming durch eine Schlamperei das Penicillin entdeckte. Abgerufen 1. Mai 2022 von https://www.geo.de/magazine/geo-chronik/19648-rtkl-antibiotika-wie-alexander-fleming-durch-eine-schlamperei-das
American Chemical Society International Historic Chemical Landmarks (1999, 19. November). Discovery and Development of Penicillin. Abgerufen 1. Mai 2022 von http://www.acs.org/content/acs/en/education/whatischemistry/landmarks/flemingpenicillin.html
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Warum gibt es diesen Wissenshappen?
Wir alle kennen Penicillin, die Wunderwaffe gegen Infektionskrankheiten, die im 20. Jahrhundert die Medizin revolutionierte und seitdem Abermillionen von Menschenleben retten konnte. Und viele haben bereits von Alexander Fleming gehört, jenem schottischen Forscher, der durch einen wundersamen Zufall die antibiotische Wirkung von Schimmelpilzen entdeckte. Doch die wenigsten kennen die Geschichte davon, wie die Nutzbarmachung und Produktion von Penicillin mühsam erkämpft wurde. Insbesondere in Zeiten, die von Krankheitsängsten und Fehlinformationen geprägt sind, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf einen der wichtigsten Meilensteine der Medizingeschichte zu werfen.
Was sollte unbedingt verdaut werden?
Ja, die Legenden über Alexander Fleming als Entdecker des Penicillins sind wahr: im September 1928 ließ er tatsächlich vor einer Urlaubsreise sein Labor eilig und unaufgeräumt zurück, so dass sich zufälligerweise ein bakterienvernichtender Schimmelpilz auf einer offenen Petri-Schale niederlassen konnte. Doch seine Entdeckung allein konnte noch keine Menschenleben retten. Dieser Durchbruch war einem multinationalen Forscherteam im Schatten des Zweiten Weltkrieges überlassen – und einer verschimmelten Melone.
Disclaimer:
Der obenstehende Text wurde auf Grundlage der gelisteten Quellen erstellt, ist aber explizit unter Berücksichtigung der subjektiven Erkenntnisse, Vorlieben und dem persönlichen Verständnis der Autorin aufzufassen. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Ausarbeitung mit akademischen Anspruch, sondern um eine Zusammenfassung von Geschehnissen und Erzählungen nach individuellem Stil und Empfinden der Autorin. Ausnahmslos jeder Wissenshappen möchte Freude am Wissen schaffen, aber nicht als Fachliteratur verstanden werden. Über Anmerkungen, Ergänzungen, Lob oder Kritik freut sich die Autorin und lädt jeden Leser dazu ein, über die Kommentarfunktion Kontakt aufzunehmen.
Wundermittel Penicillin –
Ohne Pharmazie keine Medizin.
Die Genetik kommt mit ins Spiel.
Ist das ewige Leben nun ein Ziel?
Gene und Pharmazie
mit etwas Poesie:😉
DIE APOTHEKE
Ein traditionsreiches Gewerbe
pflegt sein jahrhundertealtes Erbe;
von ersten Vorläufern im alten Rom
und Paracelsus zum Pharmadiplom.
Es wird dekantiert, filtriert und titriert,
man mixt hochwirksame Tinkturen.
Puder und Salben werden offeriert,
auch Hilfsmittel für diverse Kuren.
Gegen Viren und Bazillen;
Erkältung, Husten, Heiserkeit
helfen uns Dragees und Pillen,
machen die Atemwege weit.
Ob es im Magen zieht und sticht,
es in der Speiseröhre brennt,
die Galle streikt, uns quält die Gicht;
die Pharmazie ein Mittel kennt.
Die Säurehemmer florieren,
Dauerbrenner ist Aspirin.
Es gibt was für Blase und Nieren,
für jedes Leid eine Medizin.
Wenn uns eine Krankheit plagt,
ist die Apotheke der Ort.
Es ist Fachkompetenz gefragt,
wir vertrau’n Apotheker’s Wort.
DIE MACHT DER GENE
Ein großes Lob der Genetik,
sparen wir uns jede Kritik.
Man kann nun nach Belieben
alles auf die Gene schieben.
Ist der Mensch nicht so perfekt,
liegt wohl vor ein Gendefekt.
Der Laster hat man gar viele,
Gene trieben ihre Spiele.
Gene steuern unser Leben,
was nützt das ganze Streben.
Wir lehnen uns einfach zurück,
in den Genen liegt alles Glück.
Sie entlasten unser Gewissen,
sind Alibi und Ruhekissen.
Wir laden ab bei ihnen die Schuld,
erweisen den Genen uns’re Huld.
EWIGE JUGEND
Man will alt werden, doch nicht so ausseh’n,
faltenlos durchs ewige Leben geh’n.
Die Jungbrunnen locken allenthalben,
verschiedenste Tinkturen und Salben.
Liften und Straffen stehen obenan,
Botox komplettiert das Schönheitsprogramm.
Auch das starke Geschlecht ist in der Spur,
der Bauch muss weichen der Muskulatur.
Wir fasten Intervall, üben Verzicht,
achten peinlich aufs Idealgewicht.
Für die Fitness schwitzen wir nach Plan,
es gibt kein Entrinnen vom Jugendwahn.
Die Medizin verspricht Wunderdinge,
man hofft, dass die Genetik was bringe.
Die Lebensuhr einfach überlisten,
weg mit diesen Sarg genannten Kisten.
Rainer Kirmse , Altenburg
Uns allen ein langes Leben!😉
Herzliche Grüße aus Thüringen
Lieber Rainer Kirmse,
auch hier kann ich mich wieder nur für diesen Kommentar und das wunderbare Gedicht bedanken! Ich bin neugierig: lassen Sie sich spontan inspirieren? Ich bin von der Länge und dem Wortwitz wirklich begeistert und beeindruckt!
Und P.S.: Ich wünschte, ich könnte alles auf die Gene schieben – aber die ein oder andere schlechte Angewohnheit ist bei mir sicherlich vorhanden, für die auch die Gene nichts können. 😉
Herzliche Grüße nach Thüringen!