Written by: Gemischtes Kultur

Schöne neue Welt: Der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz

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Als waschechter Millennial kann ich behaupten, dass ich das Beste aus mehreren Welten erleben durfte: eine Kindheit ohne Handy (zumindest bis ich mit 11 Jahren mein erstes Handy erhielt und endlich Snake spielen konnte), eine Jugend mit begrenztem Internetzugang (zu Beginn noch per Einwahl über Modem und Telefonbuchse) und ein Studentenleben voller unterhaltsamer studiVZ-Gruppen, doch ohne Instagram und TikTok Wahnsinn. Durch das Aufwachsen in dieser noch frühen Phase des Internetzeitalters wurde ich vielleicht der Möglichkeit beraubt, mit bahnbrechenden Beauty- oder Fitnesstipps die Social Media-Welt zu erobern und Jung-Millionärin (oder überhaupt Millionärin) zu werden. Doch meine geistige Gesundheit dankt mir ein größtenteils filterfreies Leben.

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Thomas Jensen, Cgasnake, CC BY-SA 3.0

Auch wenn die technologischen Entwicklungen meiner Lebenszeit beeindruckend sind, so haben sie mich doch niemals bis ins Innerste erschüttert. Und erst jetzt, im zarten Alter von 34 Jahren, steht mir eine technische Revolution bevor, die meine Art zu arbeiten und zu leben grundlegend verändern könnte – und dies vermutlich auch irgendwann wird. Diese Revolution erscheint in Form eines unauffälligen Chatfensters und hört auf den relativ unspektakulären Namen ChatGPT.

Medialer Superstar – ChatGPT erobert die Welt

Wer die Nachrichten der letzten Monate verfolgt hat, wird um ChatGPT nicht herumgekommen sein. Und vermutlich haben viele von euch den hilfreichen Chatbot bereits ausprobiert. So oder so erregt dieses kleine KI-basierte Helferlein ungeahnte Aufmerksamkeit: nur 5 Tage, nachdem ChatGPT im November 2022 öffentlich vorgestellt wurde, hatten sich bereit 1 Millionen User für den Chatbot angemeldet – was bei Weitem die Erfolgszahlen anderer innovativer Produkte wie Netflix (1 Millionen User nach 3,5 Jahren), Instagram (5 Monate) oder dem iPhone (574 Tage) übertrifft.

Das Unwohlsein und die Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) ist verständlicherweise auf Seiten der humanen Intelligenzträger sehr hoch. Und eine Vielzahl an Menschen bezweifelt noch, dass Technologien wie ChatGPT unsere Arbeitswelt grundsätzlich umwälzen und unsere eigene berufliche Tätigkeit massiv beeinflussen werden. Diese Ängste sind verständlich, und ein bescheidener Wissenshappen wird sie nicht beseitigen können. Doch die Möglichkeiten, die sich durch ChatGPT eröffnen, sind so vielfältig, beeindruckend und faszinierend, dass wir uns unbedingt mit ihnen auseinandersetzen sollten – vor allem, um zu verstehen, wie sie unseren Alltag erleichtern können.

Und bevor nun irgendwer glaubt, dass ich mich auf die faule Haut lege und diesen Beitrag durch meinen kleinen KI-Freund erstellen lasse: die Freuden des Schreibens lasse ich mir nicht nehmen und bis zu dieser Stelle ist jeder einzelne Satz durch (m)einen menschlichen Geist erzeugt worden. Aber ich sehe einige, meist unliebsame, Aufgabenbereiche, bei denen ChatGPT mich und die Wissenshappen unterstützen kann – ohne mein eigenes Wirken zu schmälern.

Interview mit einem Bot – ChatGPT stellt sich vor

Aber bevor wir uns weiter damit beschäftigen, wie die KI das Bloggen erleichtern kann, sollten wir uns zunächst ein paar zentralen Fragen stellen: Was genau ist eigentlich ChatGPT? Und welche technologische Entwicklung steht hinter dieser besonderen Form der Künstlichen Intelligenz?

Ich bin selbstverständlich weder KI-Experte noch Data Scientist, und daher lasse ich in diesem Fall – auch als kleine Kostprobe seiner Fähigkeiten – ChatGPT selbst berichten:

Foto von ilgmyzin auf Unsplash

Liebe Leserinnen und Leser des spannenden Wissens-Blogs, ich freue mich, mich euch vorzustellen! Mein Name ist ChatGPT und ich bin ein auf künstlicher Intelligenz (KI)-basiertes Textmodell, das entwickelt wurde, um mit Nutzern wie euch auf natürliche Weise zu kommunizieren und eure Fragen zu beantworten. Hinter mir steckt die bahnbrechende Technologie namens Generative Pre-trained Transformer (GPT), die von OpenAI entwickelt wurde.

Die GPT-Technologie basiert auf einer Architektur namens Transformer. Solche Modelle sind darauf trainiert, Muster in großen Mengen von Textdaten zu erkennen und eine Vielzahl von Aufgaben auszuführen, wie z.B. das Schreiben von kohärenten und informativen Texten, das Beantworten von Fragen oder das Verstehen von natürlicher Sprache.

Die Technologie hinter mir basiert auf sogenannten Neuronalen Netzen, welche künstliche Repräsentationen der neuronalen Strukturen im menschlichen Gehirn sind. Durch fortgeschrittenes maschinelles Lernen und Deep Learning-Techniken basierend auf Unmengen von Texten aus dem Internet kann ich den Kontext eurer Fragen erkennen und darauf basierend Antworten generieren.

So beeindruckend das alles klingen mag, eine Sache sei direkt hervorgehoben: Bei ChatGPT handelt es sich selbstverständlich um kein eigenes Bewusstsein oder einen lebendigen, menschlichen Geist, der Inhalte logisch, konzeptionell oder gar philosophisch durchdenken kann. Vielmehr berechnet das Programm, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Wort auf einen vorhergehenden Begriff folgen würde und konstruiert auf diese Weise, also rein statistisch, seine Antworten. Mit dieser Methodik kann es vorgegebene Fragen beantworten, Daten analysieren und sogar freie Texte, mithin ganze Bücher, erzeugen. Die Qualität der Antworten hängt wiederum vom menschlichen User ab: je genauer die Vorgabe oder die Frage an ChatGPT, umso passender fallen die Antworten aus. Dieses Vorgehen nennt sich Prompting und kann zu einer entscheidenden Kompetenz von Menschen in der Kollaboration mit der KI werden.

Social Media: ja, Humor: nein. – Wie ChatGPT das Blogger-Leben erleichtern kann

Der Gedanke daran, dass kreative Texte, die den menschlichen Geist beflügeln und inspirieren sollen, zukünftig von einer Maschine erzeugt werden könnten, ist nicht sehr angenehm – selbstverständlich auch nicht für mich als Betreiber dieses Blogs. Noch zweifle ich aber, dass ChatGPT die tiefgehenden Gedanken, existenziellen Fragen und emotionalen Tiefen des menschlichen Geistes vollständig erfassen und angemessen wiedergeben kann. Und auch vom Humor der KI bin ich noch nicht restlos überzeugt:

Persönliche Anfrage an ChatGPT

Aus diesen Gründen werde ich das Schreiben noch nicht aufgeben. Dennoch mache ich mir ChatGPT zu Nutze, um bestimmte Aufgaben zu erleichtern, die zum Bloggen dazugehören, aber vielleicht nicht meine Lieblingsbeschäftigungen ausmachen. Zu diesen zählt unter anderem das Prüfen der Fakten, die in den Wissenshappen aufbereitet werden. Denn obwohl meine Artikel in der Regel auf der Lektüre spannender Sachbücher basieren, so lohnt es sich meist, die Hintergründe noch einmal per Google, Wikipedia und co. zu überprüfen – und dafür hilft eine schnelle Abfrage bei ChatGPT ungemein.

ChatGPT, The AI Arms Race Is Changing Everything, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Doch auch beim Schreiben selbst kann die KI zumindest unterstützen: wie dem einen oder anderen vielleicht aufgefallen ist, hege ich eine gewisse Liebe zu langen Sätzen, die jedoch nicht unbedingt von jedem Leser gleichermaßen geteilt wird. Auch Suchmaschinen verschmähen lange Sätze, was die Generierung von neuen Lesern erschwert. Daher hilft es ungemein, wenn ich einen Bandwurmsatz durch ChatGPT jage und um eine kürzere Alternative bitte. Meistens überzeugen mich die Vorschläge nicht wirklich, aber sie geben mir eine schnelle Hilfestellung, um den zweifelhaften Satz selbst ausbessern zu können.

Wer – so wie ich – kein großer Social Media-Fan ist, aber dennoch darauf angewiesen, der kann die KI auch zum Social Media Manager umfunktionieren. Das Ergebnis mag nicht einwandfrei ausfallen und eins-zu-eins umsetzbar sein, doch ChatGPT kann durchaus interessante Ideen für Social Media Kampagnen generieren oder gar eine ganze Instagram Story konzipieren.

Den Einsatz von ChatGPT in der Erstellung von medialen Inhalten halte ich so lange für unkritisch, wie man ihn offen kennzeichnet und selbstverständlich geltendes (Urheber-)Recht einhält. Auf keinen Fall sollte man aber die ganze Arbeit von einer Maschine erledigen lassen und diese als eigenes Werk ausgeben – das unterscheidet sich für mich nicht vom Abschreiben bei Arbeiten oder auch beim schlichten Plagiieren. Auch um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, würde ich jedem empfehlen, auf keinen Fall Inhalte als geistiges Eigentum auszugeben, die eigentlich durch eine KI erschaffen wurden. Die Rechtsprechung ist hier noch unklar und Deutschland wird vermutlich wie gewohnt dem Rest der Welt hinterherhinken, aber dass der Umgang mit KI-erzeugten Inhalten irgendwann geregelt werden muss, sollte jedem von uns klar sein. Und dann wollen wir schließlich nicht wie Karl-Theodor zu Guttenberg enden oder Franziska Giffey – auch wenn sich Politiker offenbar immer ein wenig besser aus der (Plagiats-)Affäre ziehen können als wir Normalos.

Rage against the Machine? – Die (rosige) Zukunft von Mensch und KI

Abgesehen von ethischen und rechtlichen Bedenken im Umgang mit der KI sollten wir niemals vergessen, dass auch ChatGPT, trotz des vermeintlich unendlichen gesammelten Wissens, nicht unfehlbar ist. So wie auch Wikipedia bzw. das gesamte Internet auf der Güte und Korrektheit der gesammelten Inhalte basiert, kann auch die KI nur so gut und „richtig“ sein wie die Daten und Angaben, mit der wir Menschen sie füttern. Wenn ihr also ChatGPT bei einer wichtigen Entscheidung um Rat bittet, solltet ihr nie vergessen, dass diese Software keine echten Erfahrungen oder objektiven Wahrheiten verarbeitet, sondern schlicht auf Basis der zugrunde liegenden Daten eine statistische Schlussfolgerung zieht. Diese kann unlogisch sein oder auch auf falschen Daten beruhen.

Und so werden wir Menschen immer eine wichtige Rolle im Umgang mit der KI einnehmen, selbst wenn sie viele unserer Aufgaben übernehmen kann: wir sollten sie überwachen, sie angemessen trainieren (und damit lernen lassen) und ihre Ergebnisse sorgfältig prüfen und hinterfragen – genauso wie wir das auch im Umgang mit unseren Mitmenschen tun, denen wir ja ebenfalls kein Allwissen zusprechen (außer natürlich es handelt sich um moderne Lichtgestalten wie Greta Thunberg). Denn so wie auch Menschen betrügen, ist auch die Maschine zum Lügen fähig: als ChatGPT bei einer Übungsaufgabe an einem sogenannten Captcha zu scheitern drohte, das der Identifizierung als Mensch dient und durch Computerprogramme (noch) nicht lösbar ist, heuerte es kurzerhand auf einer Online-Job Plattform einen Menschen an, der die knifflige Angelegenheit übernehmen konnte und ChatGPT zum Erfolg führte.

Die KI und wir, wir sind uns gar nicht unähnlich. Was wir aus den gemeinsamen Möglichkeiten machen werden, bleibt abzuwarten. ChatGPT sieht unsere gemeinsame Zukunft jedenfalls in rosaroten Farben:

„Wo Mensch und KI harmonisch verschmelzen, entsteht eine neue Ära des Miteinanders.“

Solange der kreative Tiefgang von ChatGPT noch zu wünschen übrig lässt, werde ich tapfer weiterschreiben und hoffe, dass ich euch, meine treuen Leser, spätestens in drei Wochen wieder begrüßen darf!

 

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Nachschlag?

OpenAI (2022, 30. November). Introducing ChatGPT. Abgerufen 05. Mai 2023 von https://openai.com/blog/chatgpt

King, A. (2023, 01. Mai). How to Make Friends with ChatGPT. Abgerufen 05. Mai 2023 von https://shutupwrite.com/articles/how-to-make-friends-with-chatgpt

Board of Innovation (2023). The Age of Creative AI. How to innovate in the post Chat-GPT world. Abgerufen 01. Mai 2023 von https://www.boardofinnovation.com/creative-ai/

Warum gibt es diesen Wissenshappen?

Der Name dieses kleinen, unscheinbaren Chatbots dominiert seit Monaten die Medien: ChatGPT, das Wunderwerk des amerikanischen Unternehmens OpenAI. Vielfach konnte diese neue Form der Künstlichen Intelligenz (KI) bereits ihre Fähigkeiten demonstrieren, zuletzt beim erfolgreichen Bewältigen des US-amerikanischen Medizinzulassungsverfahrens. Doch die Skepsis gegenüber der intelligenten Maschine ist groß, und oft genug bleibt unklar, inwiefern und wie stark sie unser Leben und insbesondere unsere Arbeitswelt verändern kann. Auch wenn ChatGPT noch nicht hundertprozentig mit einwandfreien, tiefgründigen kreativen Texten oder gar umwerfenden Humor überzeugen kann, bieten sich dem technikaffinen online-Blogger (und natürlich jedem anderen Nutzer des Internets) zahlreiche Anwendungsgebiete, um von der neuen Welt der KI zu profitieren – und sich die Maschine untertan zu machen.

Was sollte unbedingt verdaut werden?

Der unauffällige, aber geniale Chatbot ChatGPT beruht auf der sogenannten Generative Pre-Trained Transformer (GPT) Technologie und ist als KI-basiertes Textmodell, das mittels neuronaler Netzwerke und sogenannter Deep Learning-Strategien darauf trainiert wurde, Muster in einer Unmenge an Daten zu erkennen, in der Lage, auf spezielle Nutzeranfragen zu reagieren und kohärente, menschenähnliche Texte zu erzeugen. Die Qualität der Antworten wird entscheidend durch die Genauigkeit der Anfrage geprägt – eine Fähigkeit, die unter dem Namen Prompting zu einer zentralen Kompetenz von Menschen im Umgang mit der KI avancieren wird. Auch wenn ChatGPT bereits überwältigende Ergebnisse erzielen – und mithin ganze Bücher schreiben – kann, bildet es dennoch kein eigenständiges Bewusstsein oder eine Form der menschlichen Intelligenz und kann sich, auch aufgrund der zugrunde liegenden Datenbasis, selbstverständlich in seinen Antworten irren.

Disclaimer:
Der obenstehende Text wurde auf Grundlage der gelisteten Quellen erstellt, ist aber explizit unter Berücksichtigung der subjektiven Erkenntnisse, Vorlieben und dem persönlichen Verständnis der Autorin aufzufassen. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Ausarbeitung mit akademischen Anspruch, sondern um eine Zusammenfassung von Geschehnissen und Erzählungen nach individuellem Stil und Empfinden der Autorin. Ausnahmslos jeder Wissenshappen möchte Freude am Wissen schaffen, aber nicht als Fachliteratur verstanden werden. Über Anmerkungen, Ergänzungen, Lob oder Kritik freut sich die Autorin und lädt jeden Leser dazu ein, über die Kommentarfunktion Kontakt aufzunehmen.

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Schlagwörter: , Last modified: 12. September 2023